Der Hund oder ich!

Der Hund oder ich!

Für die meisten Singles sind ihre vierbeinigen Freunde die wichtigsten Wesen auf Erden. Wenn ein neuer Partner in ihr Leben tritt, dann kann das allerdings einige Probleme aufwerfen.

„Ich weiß auch nicht, was Dieter gegen meinen Ryan hat! Er ist doch so ein süßes, kleines Hündchen!“, sinniert Tanja mit tieftraurigem Blick. Seit ein paar Wochen herrscht Funkstille in ihrer Partnerschaft, denn ihr Freund ist der Meinung, dass sie ihrem Chihuahua erheblich mehr Zeit und Aufmerksamkeit widmet als ihm. „Als wir uns kennenlernten, war Ryan noch ein ganz kleiner Wollknäuel, den auch ich putzig fand. Tanja und ich verstanden uns so glänzend, dass ich nie die Angst hatte, einmal zu kurz zu kommen“, gibt Dieter zu.

„Als wir aber nach zwei Jahren eine gemeinsame Wohnung bezogen, veränderte sich das sehr zum Negativen. In seinem neuen Zuhause wurde Ryan immer lästiger und aufdringlicher. Wenn Tanja und ich uns zum Fernsehen aufs Sofa setzten, drängte er sich zwischen uns. Wenn wir danach im Schlafzimmer waren, machte er am Flur solchen Lärm, dass Tanja immer öfter die Tür öffnete und ihn zu uns ließ. Wen wundert es da, wenn unser Liebesleben immer öfter auf der Strecke blieb?“

Tanja und Dieter sind nur eines von zahlreichen Beispielen. Haustiere stellen zweifelsfrei eine Bereicherung für unser Leben dar. Für eine Beziehung können sie jedoch eine enorme Herausforderung sein, wenn die Bedingungen nicht von vornherein geklärt sind. In diesem Fall ist es wichtig, die Probleme nicht zu ignorieren und einfach totzuschweigen. Schaffen die Betroffenen es nicht, eine für beide Partner befriedigende Lösung zu finden, kann das zu einer ernsten Krise führen. In manchen Fällen droht sogar das Beziehungsaus!

Verständnis zeigen

„Der Hund ließ uns keine Ruhe. Wir konnten nicht einmal mehr auf dem Sofa sitzen und uns etwas im Fernsehen angucken. Ryan sprang dauernd zu uns hoch und leckte Tanjas Gesicht ab. Ich fand das widerlich. Sie unternahm aber nichts dagegen und fand das sogar noch reizend“, kann Dieter seinen Ekel nur schwer verbergen. „Wenn Tanja Ryan immer öfter im Bett schlafen lässt und uns nicht einmal mehr das Schlafzimmer bleibt, dann reicht es mir! Langsam, aber sicher habe ich wirklich genug und werde sie vor die Wahl stellen: der Hund oder ich!“ Die Mischung aus Wut und Verzweiflung ist ihm deutlich anzusehen.

„Dieter soll nicht so kindisch sein! Wie die meisten Männer hat er unentwegt Angst, sich irgendeine Krankheit zu holen. Dabei bekommt mein Ryan bestes Futter und ist ausgesprochen appetitlich. Darüber hinaus bekomme ich allmählich den Eindruck, dass Dieter eifersüchtig auf meinen kleinen Liebling ist!“, erwidert Tanja schnippisch. Und ihre Vermutung ist gar nicht so weit hergeholt, zumal sich Dieter vermutlich die Streicheleinheiten wünscht, die Tanja ihrem Ryan angedeihen lässt.

Eine Umfrage in Großbritannien zeigte, dass fast die Hälfte der „Frauchen“ ihre Zeit lieber mit ihrem vierbeinigen Schatz verbringen als mit dem Partner. Sogar mehr als drei Viertel finden die Zeit mit dem Haustier entspannender als mit dem Partner. Man kann davon ausgehen, dass eine solche Studie im deutschen Sprachraum nicht viel anders ausgehen würde. Und somit drängt sich auch die Frage auf, ob Dieters Eifersucht gerechtfertigt ist.

Kompromisse suchen

Andere Studien zeigen, dass Frauen ihre Vierbeiner viel öfter und intensiver liebkosen, als das Männer tun. Gleichwohl sollte Tanja gewisse Grenzen einhalten! Einerseits ist es tatsächlich nicht hygienisch, den Hund das Gesicht ablecken zu lassen. Es kann leicht sein, dass er kurz davor sein Hinterteil oder das anderer Hunde beschnupperte. Andererseits müssen Hundehalter einsehen, dass ihre Partnerinnen oder Partner eine niedrigere Ekelschwelle haben als sie selbst. Sie können nicht erwarten, dass ihr Partner oder ihre Partnerin über ein abstoßendes Verhalten quasi als Liebesbeweis hinwegsieht!

Damit von Anfang an Klarheit herrscht, wäre es wohl fair, dass die „Herrchen“ und „Frauchen“ schon am Anfang darauf hinweisen, wie wichtig ihnen ihre Tiere sind. So können sich mögliche Partner oder Partnerinnen gleich überlegen, ob sie sich auf diese Partnerschaft einlassen möchten.

Wenn es hierfür schon zu spät ist, dann muss ein möglichst geschicktes Krisenmanagement her. Die Betroffenen müssen versuchen, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen, dessen Sichtweise zu verstehen und einen annehmbaren Kompromiss zu finden. Im Falle von Tanja würde sich empfehlen, dass sie sich um ihren Ryan vorzugsweise dann kümmert, wenn Dieter nicht zu Hause ist. Umgekehrt muss sie sich mehr ihrem Dieter widmen, wenn dieser daheim ist. Wichtig wäre auch, dass wenigstens ein Raum in der Wohnung für den Hund tabu und nur den Liebenden vorbehalten ist …

Getrennte Wohnungen

Vollkommen anders stellt sich die Situation bei Silke und Oliver dar. Auch bei ihnen war es Liebe auf den ersten Blick und sie waren sehr rasch ein Herz und eine Seele. Und trotzdem verlief Silkes erster Besuch in Olivers Wohnung keineswegs so wie geplant. Vorgesehen war ein romantisches Candle-Light-Dinner, das sich allerdings schnell zu einem veritablen Desaster entwickelte.

„Oliver hatte nicht erwähnt, dass er einen Kater namens Shakespeare hat. Nun leide ich unter einer heftigen Katzenhaarallergie, sodass es nicht lange dauerte, bis mein Gesicht anschwoll wie ein riesiger Luftballon. Wir mussten so schnell wie möglich aus dem Haus laufen und zu meiner Wohnung fahren, damit ich meine Antihistaminika einnehmen konnte. Glücklicherweise besserte sich mein Zustand rasch, aber der idyllische Abend war damit auch vorbei“, denkt Silke schmunzelnd zurück.

Zum Glück hatte der Fehlstart keinen negativen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Partnerschaft. So sind die zwei noch immer verliebt wie am ersten Tag. Sie mussten aber erst lernen, mit ihrer Ausnahmesituation umzugehen. „Ich hätte niemals gewollt, dass sich Oliver wegen mir von Shakespeare trennt! Also entschieden wir uns, als Kompromiss vorerst einmal unsere getrennten Wohnsitze zu behalten. In den meisten Fällen kam Oliver zu mir. War es einmal umgekehrt war, so nahm ich gleich vorsorglich meine Antihistaminika ein“, ergänzt Silke.

„Das lief mehr als zwei Jahre lang doch recht gut. Da Shakespeare schon ein stattliches Alter hatte, als ich Silke kennenlernte, musste er eines Tages den Weg alles Irdischen gehen“, fährt Oliver fort. Er und Silke sind noch immer ein überaus glückliches Paar, das inzwischen längst in einer gemeinsamen Wohnung lebt. Dort erinnert noch ein Poster an der Wand an Shakespeare …